Am 18. September veranstaltete das Carborg-Projektteam einen Test- und Streckentag auf der Asphaltstrecke M-Ring in Ungarn. Es stand viel auf dem Spiel: Zwei unserer umgebauten Autos, d.h. Meggie und GOSH, traten gegeneinander an. Der Kampf zwischen der roten Königin der Geschwindigkeit und dem ersten Carborg war episch, da beide Autos bis an ihre Grenzen gingen. Die Chancen waren nicht ganz ausgeglichen, aber die Ergebnisse sprachen für sich.
Alles begann mit unserer Beteiligung an einem recht interessanten Projekt vor einigen Jahren: Wir bekamen die Möglichkeit, einen Rallye-Mini mit einem „unbegrenzten“ Budget zu bauen. Wir haben nur die besten Teile nach unseren besten Fachwissen eingebaut. Meggie (der Name kommt vom Nummernschild MEG-794) war ein durchschlagender Erfolg für unser damaliges Team. Wir kauften einen professionellen Rennmotor, der von Richard Longman und seinem Team für die Mini Se7en-Meisterschaft gebaut worden war, bauten ihn zu einem Rallyeauto um und montierten das beste Schaltgetriebe, die beste Federung und die beste Bremsabstimmung, die das Reglement zuließ. Meggie ist ein Traum zum Fahren. Und sie ist schnell, sehr schnell, kann ich euch sagen!
Einige Mitglieder meines Teams schwören auf Benzin und nicht auf Ampere, und sagten, Meggie sollte auf die Probe gestellt werden, um zu sehen, ob sie ihren klingenden Titel „Königin der Geschwindigkeit“ verteidigen kann. So kam GOSH, unser erster Carborg, ins Spiel. Wir planten und organisierten das Duell, brachten die beiden Autos auf die Rennstrecke und gaben ihnen die Gelegenheit, das Spiel zu spielen.
Kurze Angaben der beiden Duellanten
Meggie
- FIA Historic Rally
- 1970 Mini 1000
- Motor: Rennmotor auf Basis eines 998 Longman Mini Se7en, Drehzahl bis 8500 U/min, 93 PS bei 7250 U/min.
- Schaltgetriebe: Geradliniges Zahnstangengetriebe mit geradem Stirnradsatz, verstärktes Querachsendifferential mit Halbschrägverzahnung, Achsabtrieb mit Achsübersetzung 4.56
- Federung: voll einstellbare Federung, spezielle Hartgummiauflagen, einstellbare Kayaba-Stoßdämpfer.
- Bremsen: Servobremsen mit 7,5″-Scheibe vorne, grüne/lila EBC-Bremdbeläge und mit Trommeln hinten
- Gewicht: (Aber sie ist eine Dame, wir reden darüber nicht!) unter 700 kg
- Fahrer: Zoltán Papp, Mini-Besitzer seit 15 Jahren, Rennfahrer
GOSH
- Morris Mini 850 1965
- Antrieb: 3-Phasen-Elektromotor, 148 V. Spitzenleistung: 80 PS bei 4800 U/min.
- Schaltgetriebe: 3-Syncro „Zauberstab”-Schalthebel mit gerader Zahnstangenübersetzung vom Typ Clubman, Torsen-Sperrdifferential von MED, Achsabtrieb mit Achsübersetzung 4.3.
- Federung: voll einstellbare Federung, einstellbare gelbe Koni-Stoßdämpfer, Gummiauflagen für Rennwagen.
- Bremsen: Vorderachse elektrisch unterstützt, gekühlte Werkstrommeln, Rennbremsbeläge, einstellbarer Doppelzylinder von Wilwood
- Gewicht: 650 kg.
- Fahrer: Ákos Horváth, Nissan Micra-Besitzer und Rennfahrer
Die Spitzenleistung, die Karosseriesteifigkeit (Überrollkäfig), und die Erfahrung des Fahrers sind zugunsten von Meggie. Das Gewicht ist der einzige wichtige Faktor, bei dem der GOSH besser zu sein schien.
Ein neuer Champion wird geboren
Bevor wir die Box verließen, sagte ich den Fahrern, die Autos mit Vorsicht, aber BIS ZU DEN TOLERANZGRENZEN ZU FAHREN. Möge das schnellere Auto die Trophäe gewinnen!
Wie du vielleicht schon weißt, wenn du die Facebook-Gruppe von GOSH verfolgst, endete unser Meggie-gegen-GOSH-Hausrennen mit einem Sieg von GOSH. Und GOSH war nicht nur einfach schneller, er rennte auch deutlich besser auf der Piste. Er war vor allem bei den Kurvenausfahrten schneller, und Rennfahrer sind sich einig, dass dies der wichtigste Faktor ist. Meggie war zwar stärker (93 PS gegenüber 80 PS), sie hatte ein massiveres Fahrgestell, eine breitere Radspurweite und einen erfahreneren Fahrer. Es stellte sich jedoch heraus, dass der präzisere und flexiblere GOSH einfach das bessere Auto auf der Rennstrecke ist!
Wie immer steckte der Teufel im Detail:
- GOSH ist leichter (um ca. 50 kg): seine Batterien waren nämlich nicht für Langstreckenfahrten konzipiert, außerdem ist Meggie mit dem Überrollkäfig auch schwerer,
- GOSH hat einen tieferen Schwerpunkt und damit eine bessere Gewichtsverteilung,
- GOSH kann präziser auf der Strecke gesteuert werden (Meggie ist immer noch ein Rallye-Auto),
- auf dieser Piste musste man den GOSH nicht schalten, seine Beschleunigung aus der Kurve war besser, während man bei Meggie zwischen Gang 2 und 3 schalten musste, und es ist schwierig, einen so gut abgestimmten Motor die ganze Zeit auf Höchstdrehzahl zu halten,
- GOSH hat keine Drehmomentkurve, sondern lieber eine „Drehmomentgerade“, d.h. er kann unter allen Bedingungen und bei jeder Drehzahl das maximale Drehmoment liefern.
Rennergebnis auf der Waage
Möchtest du meine Meinung hören? GOSH hat die Trophäe gewonnen, weil er ein besser verteiltes Gewicht hat, und seine Leistung besser abgibt. GOSH hat einfach bessere natürliche Fähigkeiten auf der Rennpiste.
Wie ich immer wieder betone, man würde nie sagen, dass ein Elektroauto „besser“ ist als ein Benzinauto. Es handelt sich um völlig unterschiedliche Wesen. Bei den Benzinern sind Geschwindigkeit und Schlagartigkeit wichtige Faktoren für das Fahrerlebnis. Das ist genau der Grund, warum die meisten Leute dachten, dass Meggie gewinnen würde, da sie ein schnelleres „Fahrgefühl“ vermittelt. Aber wie wir gesehen haben, war das nicht der Fall: GOSH war auf der Piste deutlich schneller. Ist er also ein „besseres“ Auto? Ich weiß es nicht. Aber wenn das Ziel darin besteht, so schnell wie möglich um eine Rundstrecke zu rennen, ist er der Spitzenreiter.
Zukünftige Entwicklungen
Wir haben noch einige Ideen für GOSH. Die neue Federung funktioniert viel besser als die bisherige. Es gibt immer noch Raum für Verbesserungen. Wir würden z.B. gerne einen vorderen Querstabilisator und/oder steifere Gummiauflagen ausprobieren, um das Wanken der Karosserie zu reduzieren. Wenn wir Zeit haben, werden wir auch versuchen, die Batterie neben den Fahrer zu verlegen, um eine gleichmäßigere Gewichtsverteilung zu erreichen.
Leistung? Obwohl das Auto jetzt schon fliegt, ist es immer verlockend, noch mehr zu erreichen. Leistung = Strom x Spannung. Nur so viel soll man berechnen. Die Grenzen liegen im Schaltgetriebe, nicht im Motor oder in der Steuerung. Wenn wir die Spannung erhöhen, wird die Leistung proportional steigen. Wir betreiben das System jetzt mit 150 V, aber durch eine Umstellung der Batterien können wir 200 V erreichen, was einer Leistungssteigerung von 33 % entspricht. Wir werden diese Umstellung irgendeinmal echt vornehmen, aber wir müssen dafür Zeit finden, da wir so viel anderes zu tun haben…